Wo vor Wochen noch nichts war außer eine vermeintlich weiße Wand, totale Perspektivlosigkeit und keine Idee wie meine Zukunft aussehen kann, bilden sich langsam aber sicher bunte kleine Flecken auf dem weißen Grund. Diese sind zwar noch bis auf ein, zwei deutlich erkkennbare eher schwach in ihrer Deckkraft aber sie kommen. Und seltsamerweise weiß ich eines sicher, auch wenn das Bild noch lange nicht fertig ist: Herauskommt ein völlig neuer Lebensentwurf. Einer, der nichts mehr mit dem gemeinsam hat, was ich so lange dachte, dass es halt so gelebt werden müsse, dieses Leben. Einer, der ein Meer an Möglichkeiten bereithält.
Wie kann dieser Lebensentwurf aussehen, der unabhängig von Prägung, frei von gesellschaftlichen Normen, sondern einzig aus mir selbst heraus entspringt? Was ist wirklich wichtig und wie müssen sämtliche Lebensbereiche gestaltet werden, dass sie meinen wahren Bedürfnissen entsprechen? Es wird sich jedenfalls auf alle Lebensbereiche verändernd auswirken, soviel ist sicher: Arbeit und Sinnhaftigkeit, Beziehung, Freizeitgestaltung.
Arbeit und Sinnhaftigkeit
Die beiden kleinen bunten Flecken, die ich bereits deutlich sehen kann beziehen sich auf die Gestaltung meines Arbeitslebens. Nicht nur, dass ich im ersten Step einige Stunden reduziert habe, um mich mehr den Themen zu widmen, die mich wirklich bewegen und ja auch der Schreiberei mehr Raum zu geben. Darüber hinaus ist nun die Entscheidung gefallen, dass ich, sofern Corona es erlaubt, Anfang 2022 für drei bis vier Monate aussteige. Der Chef ist informiert, die Recherchen laufen auf Hochtouren. Das wirklich seltsame ist: Im Kopf habe ich diesen Wunsch schon so lange ich arbeite. Habe ich mich bisher getraut? Nein. Und plötzlich, eines schönen Tages, gehe ich einfach zu meinem Chef und sage ihm:“ Es ist jetzt an der Zeit mir diesen Wunsch zu erfüllen, mir diesen Raum zu geben, bewusst einige Monate wegzugehen, raus aus allem.“ Da war keine Angst, kein Zweifel, nur Klarheit und das Wissen, dass es richtig ist. Verrückt oder? Man muss bei derartigen Erlebnissen wirklich zu der Erkenntnis kommen, dass der Satz: „Alles im Leben hat seine Zeit.“, sich 100% bestätigt. Der innere Prozess läuft permanent, meist nicht so schnell wie man sich das selbst in den Kopf gesetzt hat, aber irgendwann ist der Zeitpunkt da und dann ist man soweit. Dann geht es ganz leicht. Meine darauffolgenden Recherchen, die dann wirklich Ausmaße annahmen, die echt ein bisschen extrem wurden, weil ich keine freie Minute was anderes mehr gemacht habe als nach Reisezielen und Routen zu suchen, haben mich zu der Erkenntnis gebracht: Nein, ich reise nicht von Kanada über Hawai und von dort aus nach Australien und Neuseeland inklusive Stoppover in New York auf dem Rückweg. Das war mein eigentliches Rechercheergebnis. Seltsamerweise hat es sich zu keinem Zeitpunkt rund angefühlt obwohl ich diese Destinationen wirklich gerne sehen würde. Was wird es jetzt? Weniger Reisestress und mehr Zeit zu schreiben. Ich gehe die Zeit nach Indonesien, nehme mir das erste Mal in meinem Leben die Zeit jeden Tag zu schreiben (am Morgen) und gehe die Nachmittag auf Entdeckungsreisen. Ob ich am Ende Indonesien-Hopping mache oder vorher noch in Thailand Myannmar vorbeischaue, entscheide ich spontan. Ziel: Ich lasse mich 4 Monate treiben und schreibe und schau einfach was dabei herauskommt. Mit dieser Entscheidung bin ich innerlich gerade so happy, dass ich platzen könnte vor Freude. Und wer weiß: Vielleicht komme ich zurück und bin nicht mehr hauptsächlich Marketing-Frau und nebenbei eine Schreibende, sondern dann im umgekehrten Verhältnis.
Beziehung
Das Thema Beziehung ist noch ein sehr schwacher bunter Fleck auf meinem Bild. Obwohl ich definitiv bereits weiß, was ich nicht will: Ein klassisches Familie-Kinder-Haus-und-Hund Modell. Und schon gar keine von diesen schrecklichen Spießerhochzeiten, die man nur für die Familie feiert. Horror! Im Moment stelle ich mir sogar die Frage ob man überhaupt zusammen leben muss. Warum sich nicht den Freiraum geben, in zwei individuellen Wohnungen zu leben? Wenn die Grundbasis einem ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen bzw. auch Zugehörigkeit schenkt, gleichzeitig aber den Raum zur persönlichen Entfaltung ermöglicht, dann halte ich das aktuell für eine ziemlich attraktive Vorstellung. Sozusagen Sicherheit und Freiheit gleichermaßen. Mega. Einen Kerl, der diese Mischung ebenfalls braucht, ist vermutlich dann aber eher auf dem Mars zu finden als auf der Erde. 😉 Naja, we will see…Es ist echt krass für mich selbst zu sehen wie ich noch vor 5 Jahren dachte, dass man heiratet und zusammenlebt und sich bis zum bitteren Ende an jemanden emotional und räumlich bindet. Nur das Thema Kinder war schon lange davor nicht wirklich auf meiner Agenda, wobei ich auch da und jetzt kommt es: Mich angepasst hätte, wenn es zum damaligen Zeitpunkt „passiert“ wäre. Vermutlich hätte ich damit mein eiegenes inneres Gefängnis geschaffen. Machen wir uns nichts vor: In einer festen Familienkonstellation ist defacto weniger Zeit für persönliche Weiterentwicklung. Das ist einfach so. Ich bin so dankbar, dass mir das erspart geblieben ist und ich jetzt die Freiheit habe alles genau so zu gestalten, wie es sich für mich wirklich richtig anfühlt.
Freizeitgestaltung
Freizeitgestaltung als Ausgleich zum Job ist essentiell wichtig. Auch hier ist bei mir persönlich noch Luft nach oben obwohl es mittlerweile schon „bunter“ aussieht als noch vor einigen Jahren. Durch die maßlose Energieverschwendung im Job, war da meist nicht mehr viel Power um überhaupt darüber nachzudenken. Regelmäßige Wanderungen, tägliche Meditationen, wieder Schreiben und noch mehr Lesen ist aber gefühlt noch nicht genug. Diese Möglichkeit auch mal für, wie nennt man das so schön, „Mikro-Abenteuer“ aus dem Alltag auszubrechen und neue Erlebnisse und Erfahrungen ins alltägliche Leben einzubauen, fehlt mir aktuell noch der richtige Zugang. Auf meiner Leinwand kann hier noch weit mehr Farbexplosion entstehen. Aber auch hierfür benötigt es Zeit und Muse bis die richtigen Ideen vor dem geistigen Auge sichtbar werden. Und sich dann in meinem Bild in voller Pracht zeigen können. Aber es ist so ein schönes Gefühl, dass ich endlich den Fluss der Veränderung spüre und nicht mehr in dieser Stagnation hänge, die mich wochenlang fast gelähmt und in den Boden gedrückt hat. Auch hierfür eine große Portion Dankbarkeit heute! Und die Hoffnung darauf, dass es ein NACH Corona gibt und eine Freizeitgestaltung für uns alle überhaupt wieder richtig möglich wird.
In diesem Sinne: Spritzt die Farbe nach Lebenslust an die Wand! 😉