Als die Philosophie mich fand.

Ursprünglich dachte ich, ich würde mich eines Tages, spätestens jedoch als Gasthörer im Rentenalter, noch der Soziologie widmen. Immer wieder kam der Gedanke auf, jedoch konkret verfolgt habe ich ihn bisher nie. Über einzelne soziologische Artikel, Blogbeiträge oder Bücher von bekannten Soziologen kam ich nicht hinaus. Ich weiß jetzt auch warum: Weil es nicht ganz das richtige Thema war. Eines, das in einem eine Begeisterung und einen Wissensdurst entfacht, der seinesgleichen sucht. Genau das ist mir nun passiert, in einem Augenblick glasklarer Erkenntnis, vielleicht war es auch ein Geistesblitz. Denn eines schönen Tages war sie plötzlich da und lässt mich nicht mehr los: die Philosophie.

Seit ich mich recht erinnere zerlege ich die Welt, das Universum, mein Sein und auch Nicht-Sein in seine Einzelteile. Ich soll nicht alles zerdenken hieß es dann und mir bloß „nicht so viele Gedanken machen“, das wäre schlecht für mich. Getan hab ich es trotzdem, ich konnte nicht anders. Denn ich war und bin eine Suchende nach Erkenntnis, nach Sinnhaftigkeit, ja nach einem tieferen Verständnis für diese Existenz. Was habe ich sie geliebt, unsere frühmorgendlichen After-Party-Welterklärungssessions in meinem alten, roten 4-Gang Opel Corsa, des Nachts am Epplesee, nach einem Sprung ins kühle Nass mit nichts am Leib, genau so wie Gott uns schuf. Dass ich den Faust im Deutsch Leistungskurs geliebt habe ist vor diesem Hintergrund wohl nicht weiter verwunderlich. Dass ich Philosophie und Literatur als Wahlfach beim Abi hatte, auch nicht. All das, um mich später an der Uni für Volkswirtschaftslehre einzuschreiben. Wo bitte ist hier der Denkfehler? Ok, nach einem Semester habe ich das Weite gesucht und mich exmatrikuliert, nichts desto trotz bin ich bei BWL bzw. im Marketing hängen geblieben, denn „das kann man ja heutzutage in jeder Firma“ brauchen. Und so nahm die Geschichte ihren Lauf und ich wurde zur wuselnden und funktionierenden Ameise im System dieser Gesellschaft. Klasse! Alles richtig gemacht würde man meine ehemaligen Erziehungsberechtigten voller Stolz sagen hören, deren einzig erkärtes Ziel es war, dass ich irgendwann einmal mehr verdiene als sie. Ich habe den Denkfehler mittlerweile dechiffriert: Ich hatte damals außer Acht gelassen, dass ich mich nach Sinnerfüllung, Sinnhaftigkeit und Weiterentwicklung sehne, ja, dass ich ohne diese Aspekte in meinem Leben zu einer leeren, ausgelaugten Hülle mutiere, die so lange ihr Soll erfüllt, bis gar nichts mehr geht. Rums, da liegt sie auf der Nase und rührt sich nicht mehr. Der Duracellhase hat aufgehört zu trommeln, die Batterie ist leer.

Und dann passiert Folgendes: Je mehr ich mich auf der Reise zurück zu mir selbst, meinem wahren Kern wieder annähere, desto häufiger kommen sie, diese kurzen glasklaren Erkenntnisse, ja Geistesblitze, die mir sagen: Tu dies, lies das, ich will dies und nicht das. Und plötzlich hänge ich wie eine Besessene auf Philosophischen Blogs ab, höre Podcasts wie Sternstunde der Philisophie und frage mich anfänglich noch was mich da eigentlich gerade so anfixt. Denn ich kann einfach nicht mehr aufhören. Warum nur? Ist doch irgendwie klar – zumindest jetzt. Die Philosophie ist das Thema, das mein Innerstes berührt und aufrüttelt. Hätte ich mir mal vor 20 Jahren die Herkunft des Wortes Philospophie zu Gemüte geführt, so vieles wäre möglicherweise schon früher klar gewesen. Obwohl nein eigentlich nicht, denn ich ich hing in meiner anerzogenen Konformität fest, die meine eigene Indivudalität zuweilen im Keim erstickte.

Philosophie

Lehre vom Sein, vom Ursprung und Wesen der Dinge, vom Denken und Handeln, von Erkenntnis und Wahrheit ♦ aus griech. philosophia „Liebe zur Wissenschaft, Wissbegier“, aus griech. philos „Freund, Liebhaber“ und griech. sophia „Wissenschaft, Weisheit“, zu griech. sophos „geschickt, geübt; klug, erfahren; gelehrt, weise“

Wortherkunft von wissen.de

Ich könnte ausflippen wenn ich das lese und innerlich schreien weil es das ist was mich ausmacht. Das Ganze findet nun seinen Höhepunkt: Ich habe mich an der Hochschule für Philosophie in München eingeschrieben. Ich konnte nicht anders. Als meine wahnwitzigen Recherchen von A nach B und C führten, entdeckte ich einen berufbegleitenden Studiengang in der Stadt, in der ich lebe. Was gerade passiert ist irgendwie zu vergleichen mit „die Würfel fallen wie sie sollen“, zumindest fühlt es sich genau so an. In nicht einmal 4 Wochen, exakt an meinem 39. Geburtstag geht es los. Das ist doch alles irre will ich meinen und gleichzeitig so, so, so, so schön!

Und weil das alles noch nicht ausreicht erwähne ich hier eine weitere kleine Entdeckung, die so ziemlich parallel ablief: Ich habe ALF wiedergefunden. Dieser haarige Außerirdische war es, der mich in meiner Kindheit täglich ins Land der Träume begleitet hat. Also ich meine die Hörspielkassetten. Man kann mich für bekloppt halten, das ist okay. Dann bin ich halt ab sofort eine ALF-Hörspiel lauschende Philosophie-Besessene but you know what: I LIKE IT!

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