Anpassung Ade – 80er Vintage Regenbogen-Regenmäntel gehen immer!

Vor meinem inneren Auge sehe ich dieses 9 oder 10 Jährige Mädchen in ihrem kunterbunten regenbogenfarbenen Regenponcho auf und ab springen, laut singend, groß gestikulierend, so voller Energie und voller Leben. Es trägt einen etwas unförmigen Beatles-Topfschnitt mit Pony und ihre dunkelblonden Haare wippen bei jedem Sprung auf und ab. Irgendwie ultra 80er, irgendwie super uncool aber gerade deswegen überkommt mich eine derart große Welle der Sympathie für dieses unmodische, quietschbunte Geschöpf, dass es mich innerlich glücklich macht sie so zu beobachten. Dieses Mädchen das bin ich, als ich noch ich war. Ich war bunt und quirlig. Durchsichtig wurde ich später, als mich mein Leben zwang mich anzupassen und zu funktionieren.

Knapp 20 Jahre ist es her, das Mädchen von damals ist nun offensichtlich erwachsen und unaufhörlich damit beschäftigt dieses kleine Mädchen, das sie einst gewesen ist, in sich wieder zum Leben zu erwecken. Immer einen Tick zu laut, zu übersprudelnd, zu quirlig, machmal unbequem aber dafür glücklich. Das Kind ist leicht abzulenken, zu vorlaut und redet bevor sie denkt. So oder ähnlich stand es bereits in einem meiner ersten Zeugnisberichte. Dieses zurechtstutzen in die Konformität fängt bei allen doch eigentlich in dem Augenblick an, in dem man recht auf zwei Beinen stehen und einen Löffel halten kann. Ich habe vor kurzem Untamed von Glennon Doyle gelesen und mich beschleicht der Verdacht, dass Frauen tatsächlich verstärkt von dieser überdurchschnittlich in die Anpassung gedrückten Prägung betroffen sind – und nicht selten darunter leiden.

Über-Anpassung

Nun habe ich mich heute nach meinen Regenbogenmantel-Visualisierungen länger mit Überanpassung beschäftigt. Artikel gelesen, Podcasts gehört und mein Gefühl, dass verstärkt Frauen, auch heute noch schon als kleine Mädchen in das Korsett des „lieben, artigen, hilfsbereiten, die eigenen Bedürfnisse stets hintenan stellenden“ Kindes gezwängt werden, wird leider noch bestätigt. Man könnte meinen die Gesellschaft entwickelt sich in 20 Jahren weiter! Da gibt es #Metoo und #Blacklivesmatter Bewegungen, die richtig und wichtig sind, aber wo um alles in der Welt sind die Bewegungen, die Frauen aus ihren konventionellen, aufgezwungenen Korsetts befreien? Feministische Bewegungen greifen an der Stelle noch zu kurz wie ich finde – es geht nicht nur um Gleichberechtigung im Allgemeinen, es geht um die Möglichkeit der vollen Potenzialentfaltung abseits von Prägung und Norm. Ich war heute kurz davor eine Freethewomen-Bewegung zu initiieren, kein Witz!
Was passiert aber konkret wenn ein Mensch sich über-angepasst verhält? Im Job gibt er oder sie 150%, funktioniert wie ein frisch geöltes Rädchen, ist fast immer nett und freundlich, hochgradig teamfähig weil permanent damit beschäftigt es allen recht zu machen. Früher oder später folgt unter Garantie ein Burnout, zumindest aber chronische Stresssymptome in mannigfaltiger Ausprägung. Überangeapsste Mütter leben nur noch für ihre Kinder und verlieren sich dabei selbst. Überangepasste Partner sind in Beziehungen besonders aufopferungsvoll und schenken dem Gegenüber ihre volle Aufmerksamkeit, werden quasi Eins mit ihm und verlieren sich dabei ebenfalls selbst. Eigene Lebensziele werden komplett denen des Partners untergeordnet. Ich glaube, dass auch bereits junge Mädchen, die früh von Eltern in diese „Liebes-Mädchen“- Nummer gepresst werden auch eher dazu neigen eben jene auferzwungene „Ich muss immer gefallen“-Perfektion auf ihren Körper zu projezieren und eher in eine Essstörung rutschen. Addiert man den Einfluss von Medien und Social Media hinzu kann man sich vorstellen unter welchem Druck bereits pubertierende Kinder stehen. Man stelle sich nun einmal vor was passiert, wenn ein Mensch in sämtlichen Lebensbereichen in der Überanpassung lebt. Was bleibt dann von diesem Menschen noch übrig? Richtig – Nichts. Eine leere, funktionierende Hülle, bis sie eines Tages die eigenen Bedürfnisse quasi nicht mehr wahrnimmt weil diese zu lange missachtet, weggeschoben und ignoriert wurden. Das ist wahrlich tragisch! Und kann es ja wohl nicht sein. Für keinen, ob Frau oder Mann, völlig egal. Am Ende einer solchen Lebensführung steht immer nur das persönliche Leid.

Free yourself – einen anderen Weg gibt es nicht!

Dieser quietschbunte Regenbogen-Regenmantel soll eine Metapher sein sich selbst in der eigenen Individualität zum Ausdruck zu bringen. Ich rede hier nicht zwangsläufig von super indivdueller Hipster-Mode, sondern, dass man seinen kompletten Lebensentwurf der eigenen Persönlichkeit entsprechend gestaltet. Das ist natürlich mit einer entsprechenden Prägung nicht ganz so easy, vor allem wenn man viele Jahre zuvor in diesem aufgezwungenen Film gelebt hat. Man braucht jetzt auch nicht darauf zu warten, dass einen irgendwann, irgendjemand erretten wird! Das wird garantiert nicht passieren. Deshalb liegt die Verantwortung sich zu befreien, einzig und allein bei einem selbst. Es ist Arbeit. Und zwar 24/7 neben deinem Brotjob. Selbstreflektion und tägliche Achtsamkeit im Umgang mit dir selbst, denn die automatisierte Datenautobahn des Gehirns lässt sich nicht ganz so leicht umprogrammieren weil träge und bestrebt in den alten, gewohnten Mustern zu bleiben. Deshalb macht Veränderung dem ganzen System auch erstmal Angst. Aber hilft nix, muss man durch. Ich habe mir selbst auch genau deshalb eine Vintage-Version 2.0 meines alten Regenbogen-Regenmantels bestellt. Jedes Mal wenn ich nun das Gefühl habe wieder in meine alte Über-Anpassung zu rutschen werde ich mir nun dieses hippe Kleidungsstück überwerfen, mir diese kleine, vorlaute Stand-Up Comedian Göre vor meinem inneren Auge auferstehen lassen und mich freuen, dass sie nie tot oder weg war, sondern einfach nur vor lauter sich ducken und anpassen eine Weile den Kopf in den Sand gesteckt hat. Und irgendwann wird sie auferstehen wie Phoenix aus der Asche und ihr volles Potzenzial leben! Bäähmm!

PS: Ein Bild von meinem coolen Vintage-Teil folgt. Ist gerade auf dem Weg zu mir.

PPS: Here it is! Ok, ok nicht ganz regenbogenfarben aber ultra retro 80er in hässlich rot plus blaulila und vor allem er riecht so richtig nach Mottenkiste! 😉 Die Leo-Leggings, die ich beim Anprobieren zufällig anhatte runden das Outfit noch ab, ne? 😉

Hier noch einige interessante Quellen zum Lesen oder Hören:

Podcastfolge von Potenzialforscher.ch

Podcastfolge von Radio Wissen Bayern 2

Glennon Doyle – Untamed

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