Gerade hat er mich voll erwischt – kein leichter Schauer, sondern der Platzregen. Da mein Heimweg noch so einige Kilometer dauerte, sitze ich hier nun klatschnass bis auf die Unterhose und bin einfach nur erleichtert. Dass er den Schleier vor meinen Augen weggewischt hat und ich wieder klar sehe. Das Glück hat meinen Blick getrübt, ohne, dass ich es gemerkt hätte.
Die letzten Monate waren gut, um nicht zu sagen perfekt! Mein Leben lief in allen Belangen wie am Schnürchen. Der Geist gefordert, das Herz gerwärmt und die Seele erfüllt. Wie so oft schon zuvor in meinem Leben, haben gute Zeiten nur einen einzigen negativen Effekt: Ich schreibe nicht mehr. Es kommt einfach nichts raus. Gut, die letzten Monate waren auch so vollgepackt mit neuem Input durch die Philosophie, dass die Kapazitäten im positiven Sinne einfach anderweitig gebraucht wurden. Während ich mich trocken föhne wird mir klar, dass ich mich im Zustand des Glücks etwas selbst verloren habe.
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Das ist das Leben und vollkommen normal. Wenn es einem schlecht geht, sehnt man sich in Gedanken die guten alten Zeiten zurück oder aber man betet sich mantramäßig und stoisch vor, dass der Tag kommt, an dem die Sonne einem wieder aus dem Popo blinzelt. Und ist der Tag gekommen, kann man sich endlich zurücklehnen. Ein grober Fehler, und noch größerer Irrtum. Genau diesem bin ich gerade mächtig auf den Leim gegangen. Was habe ich gepredigt wie gut und wichtig Spaziergänge und Wanderungen, Natur an sich, ja lebensnotwendig für eine gute Lebensqualität sind. Oh, ich war noch wandern, aber nicht mehr oft. Was habe ich mir eingehämmert und es auch als Routine etabliert, täglich zu meditieren. Oh, ich habe noch meditiert – aber nicht mehr täglich. Wenn der Mensch nicht leidet, wird er faul, träge und nachlässig. Die Quittung hab ich jetzt bekommen. Der Körper schreit, ich liege am Boden und wundere mich noch warum eigentlich? Während ich diese Zeilen schreibe ärgere ich mich gehörig über mich selbst. Ich weiß es doch so viel besser. So oft erlebt, so oft durchlebt. Und vermeintlich nichts gelernt.
Durchnässt und wach gerüttelt
Manchmal benötigt es nicht viel um zu verstehen, dass man seinen eigenen Kurs wieder korrigieren muss. Ein „Nass-bis-auf-die-Haut“-Gefühl hat heute gereicht. Ich bin wieder hellwach, mein Blick sieht klar. Die guten Zeiten sind nicht zum Ausruhen da und was noch viel wichtiger ist: Sich selbst zu vernachlässigen. Denn das kann ich unglücklicherweise am Allerbesten. Einmal mehr wird mir heute klar: Sich gut fühlen bedeutet ein gewisses Maß an Selbstdisziplin, es geht nicht anders. Akzeptier es, nimm es hin oder leide weiter. Nein, danke!
Kurskorrektur
Ich brauche wieder mehr Zeit um meine Ressourcen aufzuladen, mehr Spaziergänge, mehr alles, von dem ich so genau weiß, dass es mir gut tut. Und nicht: Ach was soll´s, morgen reicht auch noch. Nein, morgen reicht nicht. Ich bin selbst schuld. Die Misere, in der ich emotional und körperlich gerade stecke ist nichts anderes als hausgemacht.
Nass bis auf die Haut, seh ich nun klar 😉
Mehr Natur,
Mehr Meditation,
Mehr Zeit für Selbstfürsorge
Mehr Zeit für Kreativität
Mehr Zeit für Inspiration
Mehr Zeit für Kultur
Mehr Zeit für Selbstreflexion
Und wieder mehr Homeoffice. Wie auch immer ich das anstelle…